Hüten als Beschäftigung

Der Border Collie als Hütehund

Bei vielen Border Collie Besitzern kommt irgendwann mal der Gedanke auf, ob der eigene Hund nicht auch dazu fähig wäre, Tiere zu hüten. Immerhin ist er ja genau dafür gezüchtet worden. Aber geht das so einfach? Den Hund auf eine Herde Schafe loslassen? Die Antwort lautet: Nein.

Das Hüten muss gelernt werden. Einen Border Collie einfach auf eine Herde Schafe loszulassen ist gefährlich. Zwar liegt das Hüten den meisten Border Collies im Blut, doch ohne Ausbildung kann ein “Schauen wir mal, was der Hund so macht” schnell in Verbeißen und Jagen der Tiere ausarten, die dann womöglich kopflos fliehen. Von solchen Versuchen sollte also aus Tierschutzgründen abgesehen werden.

Wer mit seinem Border Collie hüten möchte, dem sollte also klar sein, dass Schafe Fluchttiere sind. Und der eigene Hund an der Leine ist ein Raubtier, das jagen möchte. Beim Border Collie ist der Jagdtrieb züchterisch jedoch so umgeleitet worden, dass er zwar typisches Jagdverhalten zeigt (Einkreisen von beweglichen Objekten, fixieren mit starrem Blick, Heranschleichen, Ducken), die letzten Sequenzen des Jagens jedoch nicht ausgeführt werden. Nämlich das Packen und Töten der Beute.

Wer einen Border Collie in Aktion erleben durfte, der kennt die geduckte Haltung und den fixierenden Blick der Rasse. Der Hund ist hoch konzentriert, kann das Vieh selbstständig einschätzen, es lenken und sich bei Bedarf auch verteidigen. Natürlich arbeitet der Border Collie dabei eng mit seinem Menschen zusammen. Doch bis so eine Kommunikation einwandfrei funktioniert, können durchaus ein paar Jahre ins Land gehen.

Wer sich also fürs Hüten interessiert, sollte Engagement, Geduld, Freude an der Arbeit und Zeit mitbringen. Es kann rund 3 Jahre dauern, bis ein guter Hütehund “fertig” ist. Natürlich darf er schon vorher mit Tieren arbeiten, es dauert allerdings mehrere Jahre, bis er ausreichend Erfahrungen sammeln konnte und auf unterschiedliche Aufgaben kompetent reagieren kann.


Kann jeder Border Collie hüten?

Border Collie treibt eine Schafherde

Zuerst sollte hier erwähnt werden, dass sich nicht jeder Hütehund zum Hüten eignet. Klingt komisch? Ist aber so. Es gibt tatsächlich Border Collies, die sich gar nicht fürs Hüten interessieren. Andere Tiere im und außerhalb des Hauses werden womöglich kaum beachtet. Solchen Border Collies sind vielleicht andere Aktivitäten wichtiger, wie etwa Zeit mit dem eigenen Zweibeiner verbringen, Hundesport ausüben, Wandern gehen usw.

Doch dann gibt es Border Collies, die ein solch gutes Gespür für die Arbeit am Vieh mitbringen, dass es sich tatsächlich lohnen würde, sie der Aufgabe als Koppelgebrauchshund nachgehen zu lassen. Denn dafür werden Border Collies in der Regel gezüchtet und eingesetzt. Sie helfen dem Schäfer, die Tiere auf einer Weide einzusammeln und sie auf eine frische Wiese oder in den Stall zu treiben. Auch weitläufige Flächen wie z.B. eine Alm zählen aus Koppel.

Dabei arbeitet der Border Collie ruhig und leise. Er reagiert sowohl auf die Signale des Schäfers als auch auf die Stimmung der Schafe bzw. Herde. Ein guter Koppelgebrauchshund kann dabei mehrere hundert Tiere problemlos zusammenhalten und kontrollieren.


Wo kann mein Border Collie das Hüten lernen?

Wer ausprobieren möchte, ob sein Hund als Koppelgebrauchshund geeignet wäre, kann diverse Seminare und Workshops besuchen.

So gibt es Schäfer, die “Schnupperkurse” anbieten. Hier kannst Du erleben und sehen, wie Hütehunde trainiert werden und arbeiten. Der eigene Hund kann oft gern mitgebracht werden, um sein Potenzial einzuschätzen. Als Trainingsgelände wird eine Weide, ein Round-pen oder eine Halle eingesetzt. Und es wird mit Tieren gearbeitet, die das Hüten bereits gewohnt sind, also zum Beispiel Schafe, die schon reichlich Erfahrung mit Hütehunden sammeln konnten.

Neben oben genannten Schnupperkursen gibt es auch Hüteseminare, Tages- oder Wochenendworkshops, Einzelunterricht und richtige intensive Ausbildungen zum Hütehund. Egal also ob Du nur mal Hütehund-Luft schnuppern willst oder regelmäßig mit Deinem Border Collie am Vieh arbeiten willst, für jeden ist das richtige Angebot dabei.

Du kannst mit Deinem Border Collie sogar Hütehund-Kurzurlaub machen. Hier dreht sich in zwei bis mehreren Tagen alles um Deinen Hund. So wird der Border Collie angetestet und bekommt erste Einführungen in das Hütehund-Training. Ist Dein Vierbeiner schon etwas erfahren, wird auch auf den individuellen Ausbildungsstand Rücksicht genommen und daran angeknüpft. Und wenn Ihr gerade nicht im Round-pen steht, könnt Ihr die Zeit mit Eurem Vierbeiner genießen und einfach Urlaub machen.

Du als Besitzer musst also entscheiden, welchen Weg Du mit dem Border Collie gehen möchtest und was ihr Euch vom Training versprecht.


Ab wann kann mein Border Collie das Hüten lernen?

Oftmals wird ein Alter vom mindestens 10 oder 12 Monaten empfohlen. Dein Border Collie sollte den Tieren nämlich unbedingt körperlich gewachsen sein, also zum Beispiel beim Laufen mithalten können und auch in der Lage sein, ihnen Paroli zu bieten, wenn die Schafe rumzicken. Außerdem ist das Hüten durchaus körperlich und geistig anstrengend. Mit rund einem Jahr ist ein Hund in der Lage, das Training entsprechend zu verarbeiten und sein Körperbau lässt gewisse sportliche Belastungen besser zu.

Neben dem Alter ist auch ein gewisser Grundgehorsam unabdingbar für die korrekte Arbeit mit Deinem Hund. Bevor es an die Herde geht, sollte also hier unbedingt ausreichend trainiert und geübt werden. Neben einer Hundeschule ist Obedience eine gute Idee, um dem Border Collie neben Gehorsam auch ausreichend Köpfchenarbeit zu bieten. Obedience fördert die Kommunikation (auch auf Distanz!), arbeitet mit Richtungsanweisungen und fördert die Impulskontrolle.

Sei nicht böse, wenn einige Workshop-Anbieter anfangs auf einen Maulkorb bestehen. Sie möchten ihre Tiere schützen und den Hund erst richtig einschätzen lernen. Oftmals darf der Maulkorb nach kurzer Zeit abgenommen werden.

Ebenfalls oft Voraussetzung: eine Haftpflichtversicherung, ein gültiger Impfschutz und eine Schleppleine.

Übrigens: Es gibt auch Hüteseminare für Hunde, die einen fehlgeleiteten Hütetrieb haben und z.B. Kinder, Autos, Radfahrer oder Ähnliches “hüten”.


Kann der Border Collie Tiere im eigenen Garten hüten?

Je nach Größe des Gartens oder Grundstücks ist dies durchaus möglich. Geeignete Tiere wären zum Beispiel: Kleinere Schafe wie Heidschnucken oder Skudden. Wer weniger Platz im Garten hat, könnte Laufenten in Betracht ziehen.

Worauf muss ich achten?

Bei Schafen musst Du unter anderem darauf achten:

  • Nur in ländlicher Gegend oder bei großem Garten möglich.
  • Die Schafhaltung muss angemeldet werden.
  • Sachkundenachweis des Halters
  • Freilaufflächen sind Pflicht.
  • Unterstand, schattige Plätze oder Bäume müssen vorhanden sein.
  • Es muss einen Stall geben, der groß genug für alle Tiere ist.
  • Die Tiere müssen ausbruchssicher untergebracht sein.
  • Herdentiere (keine Einzelhaltung).

Worauf muss ich bei Laufenten achten?

  • Gruppenhaltung von mindestens 3 Tieren.
  • Auf eine entsprechende Zaunhöhe (min. 1,20 m) achten. Flugenten können durchaus hoch springen.
  • Nachts sollten die Tiere sicher untergebracht sein, um sie vor Füchsen oder Mardern zu schützen.
  • Bademöglichkeit sollte vorhanden sein.
  • Viel Grünfläche.

Was sollte ich beachten, ehe mein Border Collie Tiere im eigenen Garten hütet?

Keinesfalls solltest Du deinen Border Collie einfach so auf die Tiere loslassen. Dein Hund muss zuvor lernen, wie er die Tiere zu hüten hat. Er darf die Enten oder Schafe keinesfalls beißen oder hetzen. Er sollte kontrolliert und ruhig arbeiten, auf Deine Befehle hören und gut abrufbar sein. Wie solch eine Kommunikation und Arbeit am Vieh funktioniert, kannst Du wie bereits erwähnt in einem Hüteseminar lernen.

Das Wohl aller Tiere sollte im Vordergrund stehen. Denn Du gibst nicht nur Deinem Border Collie eine sinnvolle Aufgabe, du übernimmst auch die Verantwortung für das Wohlergehen der gehüteten Tiere. Schafe oder Enten sind kein Spielzeug für den Hund.

Übrigens müssen sich Laufente und Co auch erst einmal an Deinen Hund gewöhnen. Gerade am Anfang gilt es behutsam zu sein, um die Tiere nicht zu erschrecken oder gar zu traumatisieren.

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